Was 2008 in Imst als Pilotprojekt begann, ist seit 2010 eine fixe Institution und seither auf Erfolgskurs in ganz Tirol: die SCHUSO - Schulsozialarbeit. Mit Beginn dieses Schuljahres ist das Angebot in insgesamt 30 Tiroler Gemeinden quer durch unterschiedliche Schulformen präsent und an 80 Schulstandorten in Tirol genehmigt.
In diesen 15 Jahren hat die Schulsozialarbeit in Tirol viel erlebt, bewirkt und ist zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil der Schullandschaft geworden. Geschäftsführerin Dr.in Petra Sansone sieht das „langjährige, fachliche Engagement der Schulsozialarbeiter*innen, die Weiterentwicklung des Konzeptes und Praxis der Schulsozialarbeit in Tirol“ als Grund dafür, „dass trotz anfänglicher Skepsis ein nunmehr landesweiter Ausbau erfolgte.“ Tirolweit sind aktuell 72 Schulsozialarbeiter*innen aktiv. Heute werden das Erfolgsprojekt und vor allem die Mitarbeiter*innen in einem bunten Programm gefeiert. „Unkonventionell passt zur SCHUSO, daher weicht das Programm vom Üblichen ab und spiegelt die Kreativität des Bereichs wider“, schmunzelt Sansone.
Drehscheibe zwischen Schüler*innen, Eltern und Lehrkörper
„Schulsozialarbeit hat nachweisbar positive Effekte für die Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte Klassen- und Schulklima. Neben der Familie ist die Schule eine zentrale Lebenswelt für Kinder und Jugendliche. Dort manifestieren sich auch die Auswirkungen familiärer und sozialer Probleme, die mit in die Schulklassen und Schulhöfe getragen werden. Die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter greifen diese auf und arbeiten gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern sowie deren Umfeld an einer Lösung“, sagt Soziallandesrätin Mag.a Eva Pawlata. Die Schule ist dabei weit mehr als ein Ort, in dem Wissen erworben wird. Es ist ein Ort, an dem gelernt und gelebt wird und in dem – unter anderem durch Helfer*innensysteme wie die Schulsozialarbeit – die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen gefördert wird.
„Die Schulsozialarbeit bietet Schülerinnen und Schülern einen niederschwelligen Zugang zu Beratungen in Krisensituationen im Schulalltag. Dadurch sinkt auch die Hemmschwelle der Kinder und Jugendlichen sich bei Problemen direkt an die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter zu wenden. Gleichzeitig kann durch diesen offenen Austausch vonseiten der Schulsozialarbeit bei auftauchenden Krisen rasch interveniert werden. So kann in der Schule gelernt werden, wie Konflikte gewaltfrei beigelegt und schwierige Situationen bewältigt werden können,“ betont Bildungslandesrätin Dr.in Cornelia Hagele.
Individuelle Beratungsgespräche sowie Präventions- und Informationsarbeit in den Klassen
Ganz nach dem Leitsatz „SCHUSO – offen, freiwillig & vertraulich“ sind die Bürotüren der Schulsozialarbeiter*innen an den Schulen von Montag bis Freitag für freiwillige vertrauliche Gespräche geöffnet. Diese führen nicht nur individuelle Beratungsgespräche mit Schüler*innen oder Personen aus ihrem Umfeld, sondern besuchen auch die Klassen, um im Klassenverband Probleme zu bearbeiten oder Präventions- und Informationsarbeit zu Themen wie Mobbing, Sexualität oder Social Media zu leisten.
Das Präventionsprojekt „Bärenstark“ zum Thema Gewalt wurde ursprünglich vom Kinderschutz entwickelt, und wird mittlerweile seit zehn Jahren an Tirols Volksschulen angeboten. In Workshops werden Schüler*innen zu den unterschiedlichen Facetten von Gewalt sensibilisiert. Dabei wird erarbeitet, wo individuelle Grenzen liegen und wie diese geschützt werden können. Die Schüler*innen werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt und dazu ermutigt, ihre Meinung zu sagen. Sie sollen darin bestärkt werden, sich anderen anzuvertrauen, wenn sie „schlechte Geheimnisse“ mit sich herumtragen und ermutigt werden, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und zu äußern.
Weiterentwicklung der Qualitätsstandards
„Wir legen besonderen Wert darauf, den hohen Qualitätsstandard der Schulsozialarbeit in Tirol zu erhalten. Dafür zu sorgen ist unter anderem meine Aufgabe. Bei uns sind ausschließlich Sozialarbeiter*innen tätig, die die Schüler*innen betreuen und auch deren Umfeld zur Seite stehen. Eine besondere Herausforderung in der Arbeit mit den Heranwachsenden liegt nach wie vor in der Auseinandersetzung mit psychischen Belastungen. Die Schulsozialarbeit soll vermitteln, dass es ganz normal und wichtig ist, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sich im Bedarfsfall Hilfe zu holen“, führt Mag.a (FH) Silvia Schuhmann, Fachbereichsleiterin Soziale Arbeit & Schule in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH aus.
Reges Interesse der Schulverbände
Das Interesse an Schulsozialarbeit wächst zunehmend, die Nachfrage ist groß. Mit den zusätzlichen Fördermitteln in der Höhe von 600.000 Euro kann ein kontinuierlicher Ausbau bis 2026 vorgenommen und der Bereich der Schulsozialarbeit weiter gestärkt werden. Auch die Gemeinden als Schulerhalter sehen in dem Angebot eine wertvolle Unterstützung im Schulalltag und einen unverzichtbaren Beitrag für das Miteinander an der Schule, aber auch darüber hinaus. Sie ist ein wichtiges Instrument, um Probleme und soziale Konflikte schon im Entstehen zu erkennen und gemeinsam mit den Betroffenen an einer Lösung zu arbeiten. „Während in Innsbruck mit 18 Standorten mehr als die Hälfte der Pflichtschulen Schulsozialarbeit anbieten kann, ist das Angebot im restlichen Tirol noch ausbaufähig,“ erklärt Petra Sansone. „Es gibt über 600 Schulen in Tirol, da liegt noch Arbeit vor uns“.